Fachdienste

(Psychotherapie/ Psychotherapeutische und Heilpädagogische Begleitung)

Der Fachdienst begleitet individuelle Jugendhilfemaßnahmen in Form von:

  1. Aufnahmeanfragen/Aufnahmevorbereitungen/ Hilfeplangespräche
  2. Psychodiagnostik/ Heilpädagogische Diagnostik
  3. Beratung/ Begleitung der Mitarbeiter in verschiedenen Gremien, z.B. in Teamgesprächen oder Fortbildungen für Mitarbeiter (Begleitung besonderer Entwicklungsschritte/Kriseninterventionen)
  4. Therapeutische/Heilpädagogische Begleitung von Kindern und Jugendlichen
  5. Heilpädagogische Gruppenangebote
  6. Elternanamnese/ Elternberatung/ Bezugspersonenarbeit
  7. Zusammenarbeit/ Kooperation externer Fach- Praxen (KJPP), der Ergotherapie und Logopädie

1. Aufnahmeanfragen/Aufnahmevorbereitungen/Hilfeplangespräche

Der Fachdienst beteiligt sich an Vorbereitungen von Aufnahmeanfragen. Durch die Informationen aus den Aufnahmeunterlagen/Vorbefunden und Gesprächen können in Zusammenarbeit mit Gesamtleitung und Erziehungsleitung gezielte Bedarfe und Fördermöglichkeiten abgestimmt werden. Des Weiteren beteiligt sich der Fachdienst an den Vorbereitungen der Hilfeplangespräche, z.B. durch die Erstellung eines Entwicklungsberichtes. Gegebenenfalls nimmt der Fachdienst an den Gesprächen teil.

2. Psychodiagnostik/ Heilpädagogische Diagnostik

Diagnostik ist die Grundlage heilpädagogischen und pädagogischen Handelns. Die Erkenntnisse der Diagnostik öffnen einen verstehenden Zugang zum Kind/Jugendlichen und ermöglichen eine zielorientierte und bedarfsorientierte Hilfe. Die Diagnostik stellt einen Bestandteil der allgemeinen Eingangs- und/oder Verlaufsdiagnostik dar, die Verlaufsdiagnostik begleitet den weiteren Verlauf der Jugendhilfemaßnahme. Erkenntnisse aus der Diagnostik fließen stetig in die Hilfe ein. Häufige Fragestellungen: Intelligenzniveau (z.B. um die richtige Beschulung zu ermitteln), Einschätzung der emotionalen Verfassung, Persönlichkeitsentwicklungsstand des Kindes, störungsspezifische Fragestellungen (z.B. Ängste, Depressionen).

Die Einrichtung erstellt im Rahmen des Aufnahmeverfahrens eine Eingangsdiagnostik, die zusammen mit dem Entwicklungsbericht und der Elternanamnese eine Grundlage für das erste Hilfeplangespräch bildet. Im Verlauf einer Heimmaßnahme / HPT- Maßnahme können aufkommende Fragestellungen diagnostisch abgeklärt und in den Erziehungsplan eingebunden werden.


 

Eingangsdiagnostik - Ablaufdiagramm

 

 

Zielgruppe: Kinder und Jugendliche während der Eingangsphase in der Einrichtung zur Ergänzung vorhandener Befunde oder ganzheitlicher Ersteinschätzung.

Ziele: Einen verstehenden Zugang zu dem Kind/Jugendlichen zu erhalten und passgenaue pädagogische Maßnahmen abzuleiten bzw. bestehende Ziele zu aktualisieren. Beantwortung einer konkreten Fragestellung und zusätzlich notwendigen Hilfebedarf zur pädagogischen Unterstützung zu ermitteln.

Methoden:

  • Anamnese
  • Beobachtung
  • Testverfahren (standardisiert, halbstandardisiert und projektive Verfahren wie z.B.
    • Intelligenz allgemein: HAWIK IV, CFT 20
    • Schullaufbahn: PSB 6-13 R
    • Sprachentwicklung / Visuomotorik: PET, Mottier, FEW, POD
    • Konzentration: d2, KT für 1. Schuljahr
    • Persönlichkeit: PFK 9-14, PFK 14-18, Hamburger Neurotizismus- und Extraversionsskala für Kinder und Jugendliche (HANES-KJ),
    • Emotionaler Bereich: Sceno, Schweinchen Schwarzfuß, Familie in Tieren, Satzergänzungstest, Kinderwelttest
    • Spezielle Fragestellungen zu Depression, Aggression, Angst: DIKJ, EAS, AFS, KAT

3. Beratung/Begleitung der Mitarbeiter in verschiedenen Gremien oder Fortbildungen für Mitarbeiter

Die Mitarbeiter des Fachdienstes stehen den pädagogischen Fachkräften beratend zur Seite. Die Mitarbeiter des Fachdienstes sind den jeweiligen Teams zugeordnet und nehmen beratend an den Teamgesprächen der stationären Wohngruppen, der HPT sowie an internen Bereichsübergreifenden Besprechungen teil. Die Mitarbeiter haben ebenso die Möglichkeit den Fachdienst zur individuellen Beratung anzufragen und in Anspruch zu nehmen. Durch hausinterne Fortbildungsveranstaltungen unterstützt und erarbeitet der Fachdienst spezifische Fachthemen, wie z.B. Trauma/Posttraumatische Belastungsstörung. Die Themenbereiche resultieren aus dem Interesse der Mitarbeiter oder aus aktuell gegebenen Problematiken wie z.B. Selbstverletzendes Verhalten, Suchtgefährdung etc.

Zielgruppe: Alle pädagogischen Fachkräfte der Einrichtung

Ziele:

  • Ganzheitliche Sichtweise auf die Jugendhilfemaßnahme
  • Analyse der bisherigen Bewältigungsmuster des Kindes/Jugendlichen, um einen verstehenden Zugang zu entwickeln und weitere pädagogische Interventionen abzuleiten
  • Entwicklung neuer Sichtweisen und Lösungsmöglichkeiten in Konflikt- und Krisensituationen
  • Fachliche Qualifizierung der Mitarbeiter

Methoden:

  • Beratung in Gruppen oder personenbezogene Beratungsgespräche
  • gezielte Anleitung von Mitarbeitern
  • Fortbildungsveranstaltungen

4. Therapeutische/Heilpädagogische Begleitung von Kindern/Jugendlichen

Eine langfristige psychotherapeutische/heilpädagogische Begleitung wird dann angeboten, wenn aufgrund tiefgehender Struktur- und Persönlichkeitsschädigungen des Kindes/Jugendlichen eine gesunde Entwicklung durch pädagogische Maßnahmen allein nicht zu erwarten ist. Vielfältige Traumatisierungen in der bisherigen Lebensumwelt (emotionale, körperliche und sexuelle Misshandlungen, Verwahrlosung ...) benötigen ein integratives Vorgehen. Auf der Basis einer ausführlichen Diagnostik wird in Zusammenarbeit mit den pädagogischen Fachkräften und ggf. den Eltern und/oder dem zuständigen Jugendamtsmitarbeiter die Indikation für eine Begleitung durch den Fachdienst gestellt.

Zielgruppe: Kinder/ Jugendliche, die vielfältige psychische Auffälligkeiten (Verhaltensstörungen, frühe Bindungsstörungen, emotionale Störung, Störung des Sozialverhaltens, posttraumatische Belastungsstörung und vieles mehr) zeigen.

Ziele:

  • Aufbau einer vertrauensvollen, Halt gebenden und verbindlichen Beziehung
  • Verinnerlichung eines neuen, positiven Beziehungsmusters und Übertragung in den Alltag
  • Entwicklung eines positiven Selbstwertes/ Stärkung des Selbst
  • Stärkung von Autonomie und Abgrenzung
  • Entwicklung eigener Interessen / Entwicklung einer persönlichen Identität
  • Je nach Störungsbild Kontrolle von aggressiven Impulsen (eigen- und fremdgefährdende Impulse)
  • Ggf. Bearbeitung von Traumata in der Vergangenheit oder Gegenwart

Methoden: Angepasst an das Alter, den kognitiven und emotionalen Entwicklungsstand, das Störungsbild und die persönlichen Fähigkeiten des Kindes oder Jugendlichen werden unterschiedliche Methoden integrativ angewandt:

  • Klientenzentrierte Spieltherapie (prozessorientiertes, personenzentriertes Vorgehen ...)
  • Verhaltenstherapeutische Methoden (Entspannung, kognitive Umstrukturierung, Angstbewältigung ...)
  • Gestalttherapeutische Ansätze (Awareness, Identifikation, Kontakt ...)
  • Traumatherapeutische Ansätze (Stabilisierungsmethoden, Traumaexposition ...)
  • Systemisches Arbeiten unter Einbeziehung/Bearbeitung verschiedener Lebenswelten (Genogrammarbeit ...)

Von zentraler Bedeutung ist die Zusammenarbeit mit dem pädagogischen Fachpersonal. Werden die aktuellen Verhaltensweisen und Symptome als in früher oft chaotischen, traumatisierenden Lebenswelten erlernten Bewältigungsstrategien verstanden, dann kann in der Zusammenarbeit nach neuen Wegen gesucht, eine Anpassungsleistung in die aktuellen Lebenswelt ermöglicht und gesunde Entwicklungsbedingungen geschaffen werden.

5. Heilpädagogische Gruppenangebote

Die Teilhabe an verschiedenen Gruppen ist die Grundform sozialen Lebens und Lernens. Neben der Gemeinschaft in den Wohngruppen oder den Freizeit- und Fördergruppen bietet der Fachbereich spezifische heilpädagogische Gruppenangebote wie z.B. Mädchen- und Jungengruppen sowie die heilpädagogische Bearbeitung spezieller Themen in Projektform, wie z.B. Suchtprävention, AG Kinderrechte etc. an.

6. Elternanamnese/ Elternberatung/ Bezugspersonenarbeit

Die Einrichtung bietet den Eltern und Bezugspersonen in der Anfangsphase anamnestische Gespräche an, um die Familien (deren Hintergründe, Problemstellungen, Rollenverteilung, Konfliktverhalten usw.) kennenzulernen und so auch die stärkenden und schwächenden Anteile der Familie für die Entwicklung des Kindes / Jugendlichen zu erarbeiten. Anhand der anamnestischen Daten und der beobachteten Verhaltensweisen des Kindes / Jugendlichen können Problemstellungen benannt und in weiterführenden regelmäßigen Elterngesprächen Veränderungsmöglichkeiten gemeinsam mit den Eltern erarbeitet werden. Diese können dann bei den regelmäßigen Wochenend- und Ferienbeurlaubungen umgesetzt und erprobt werden. Die Voraussetzung für die Elternarbeit ist, dass eine relativ stabile Grundbeziehung zwischen Kind / Jugendlichen und Eltern existiert und die Eltern Bereitschaft zu Mitarbeit und Reflexion zeigen.

Zielgruppe: Eltern und Bezugspersonen der Kinder/Jugendlichen

Ziele:

  • Kennenlernen der Familie, ihrer Ressourcen und Defizite
  • Tragfähiges Arbeitsbündnis zwischen Eltern und Einrichtung entwickeln
  • Verhaltensveränderungen im häuslichen Umfeld
  • Miteinbeziehung der Eltern in maßgebliche Entscheidungen
  • Klare und verbindliche Absprachen treffen und Beratung zu deren Umsetzung geben
  • Umsetzung und Erprobung dieser Möglichkeiten im Rahmen der Beurlaubungen
  • Reflexion der Veränderungsmöglichkeiten
  • Hintergrundinformationen zum Problemverhalten geben

Methoden:

  • Anamnestische Vorgespräche (z. B. Erstellen eines Genogramms, Interview zur Entwicklung des Kindes, Symptombeschreibung durch die Eltern) nach der Aufnahme eines Kindes / Jugendlichen
  • Abhängig der individuellen Problemlage gezielte, regelmäßige Gespräche durch den Fachdienst
  • Reflexionsgespräche der Umsetzung von Absprachen und erarbeiteten Möglichkeiten
  • Gemeinsame Gespräche mit dem Kind / Jugendlichen und Bezugspersonen
  • Krisenintervention

7. Zusammenarbeit/ Kooperation externer Fach- Praxen (KJPP), der Ergotherapie und Logopädie

Der Fachdienst arbeitet mit externen Fachdisziplinen zusammen. Dazu gehören beispielsweise Kinder- und Jugendpsychiatrische Praxen, Ergotherapeuten, Logopäden und weitere Fachärzte. Kinder- und Jugendpsychiatrische Behandlungen werden entweder als bereits bestehende Maßnahme bei Aufnahme, als Bedarfsfeststellung im Verlauf der stationären Unterbringung oder als Krisenintervention/Krisenbegleitung in die Erziehungsplanung integriert.

Ergotherapeutische und Logopädische Unterstützung erhalten wir von unseren Kooperationspartnern: Ergo-Therapie-Praxis „Am Berchle“  - www.ergoamberchle.de

Andrea Salamon, Logopädische Praxis, Eltmann  - www.logopaedie-eltmann.de

Die Ergotherapie findet in den Räumlichkeiten unserer Einrichtung statt, die Logopädie in den Praxisräumen in Eltmann.